«Der menschliche Körper ist Thema der Bieler Fototage 2006. Während einem draussen am Kiosk die Illustrierten verraten, bei welchem Chirurgen man die beste Nasenkorrektur bekommt, trifft man im Photoforum PasquArt auf die Bilder von Claude. Er bewohnt drei Zimmer und einen Körper, der dreissig Jahre Drogensucht gezeichnet haben. Die Fotos von Enrique Muñoz García machen klar, dass der Körper nicht nur eine Ressource im öffentlichen Wettbewerb um Gesund- und Schönheit ist: Für manche ist er auch das Terrain einer sehr privaten Suche nach einem Glück, das seine eigenen Regeln hat.»
Daniel di Falco, Der kleine Bund, 10.2006
«Und Claude? Diese Arbeit ist die Risikoposition der Auswahl, und es kann der Jury nicht hoch genug angerechnet werden, dass sie diese Bilder für gut befunden und akzeptiert hat. Sind sie denn nicht exhibitionistisch? Sie sind es! Sind sie nicht ekelerregend? Genau! Und eben deshalb sind sie das Gegengift zu den lackierten Inszenierungen, die nach Hochglanzpapier gieren; sind sie das Gegengift zur schön- gefärbten Werbefotografie, die es schafft, selbst Langeweile zu ästhetisieren. Claude, seine Krankheit, ist und bleibt schmutzig und unangenehm. Riechen Sie das Badewasser? Treten Sie ganz dicht an die Fotografie, und Sie werden Claude tatsächlich unter der Haut haben.»
Daniele Muscionico, Kulturredaktorin Weltwoche, im Katalog Swiss Photo Selection #10, 05.2008
«Die Fotografie hat das Problem, dass sie alles glatt und aseptisch macht diese Arbeit bleibt schmutzig. Es geht um echtes Leben, nicht um fotografiertes Leben.»
Urs Stahel, Direktor Fotomuseum Winterthur, bei Swiss Photo Selection, 05.2008
«Im Photoforum PasquArt begegnet man Claude, dem Mann mit der dreissigjährigen Drogenkarriere und dem geschundenen Körper. Ex negativo zeigen die Bilder des Bieler Fotografen Enrique Muñoz Garcia, wie sehr Gesundheit und Schönheit unser Selbstverständnis bestimmen. «Identität» (um das Modewort zu benutzen) ist etwas anderes bei Claude, der seine Wunden und Narben herzeigt. Und sich im nächsten Moment im milchigen Wasser seiner Badewanne versteckt.»
Daniel di Falco, Der Bund, Kultur, 09.2006
«Die zu Recht prämierte Reportage Claude von Enrique Muñoz García zeigt eindrücklich die Verletzlichkeit und Würde eines drogenkranken Menschen in seiner Nacktheit auf. Muñoz García folgt einer Tradition der Empathie in der amerikanischen Reportagefotografie.»
David Meili, Fotointern, 03.2008
«Ebenfalls im Centre PasquArt befindet sich die Ausstellung über den drogenabhängigen Heilpädagogen Claude, der seinen Körper in der Badewanne täglich mit penibler Sorgfalt vom kleinen Zeh bis zur Haar- wurzel reinigt. Sein geschundener Körper ist ein Missbrauch für das betrachtende Auge. Nebst den Bildern wird in der Ausstellung ein 45-minütiger, ungeschnittener Dokumentarfilm gezeigt, der den Besuchern die Härte und Gräuelhaftigkeit von Claudes Ritualen erschreckend nah und echt vor Augen führt: Ein Projekt des in Chile geborenen Enrique Muñoz García, das nichts für schwache Nerven ist und gut mit einem harten Horrorfilm verglichen werden kann.»
tink.ch, 09.2006
«Die Geschichte eines drogenabhängigen Mannes und seinen täglichen Reinigungsritualen im Badezimmer. Enrique Munoz Garcia zeigt uns nicht was ein Mensch an Gift in sich reinpumpt, sondern wie dieses vom Protagonisten wieder aus dem Körper gebracht werden möchte. Eine Sicht, die ich persönlich so noch nie gesehen habe.»
Reto Camenisch, MAZ, Journalismus Schule, 2013
«Durchgestaltete Studiowelten und Überinszenierungen zeugen von hohen professionellen Standards, lassen aber die dem Medium eigene Unmittelbarkeit vermissen. Spürbares, nicht nur gespieltes Leben findet man am eindringlichsten in der Reportage von Enrique Muñoz García über die Reinigungsrituale eines Junkies.»
Sascha Renner, Züritipp, 05.2008
«Die einzige Arbeit in der ganzen Auswahl, die eine andere Tonalität anschlägt. Was wir sehen, ist offen gelegte Ohnmacht.»
Urs Stahel, Direktor Fotomuseum Winterthur, bei Swiss Photo Selection, 05.2008
«Enrique Muñoz García a suivi Claude dans ses ablutions et ses soins corporels quotidiens. Claude est toxicomane depuis trente ans. A force de piqûres, ses jambes sont un champ de bataille. Dur à voir, mais pas voyeuriste. Le constat d‘une blessure qui dure.»
Luc Debraine, Le Temps, 09.2006
«Wenn beispielsweise der Bieler Enrique Muñoz Garcia eine Serie seines Nachbarn, des Aussenseiters Claude, zeigt, so ist das (soziale) Engagement des Fotografen immer spürbar. Kein Wunder, musste Muñoz Garcia mehr als ein Jahr lang für diese Aufnahmen kämpfen. An der Authentizität bestehen hier freilich keine Zweifel.»
Renato Bagattini, Zürcher Landzeitung, 05.2008
«La salle de bain de Claude est le lieu du rituel. La baignoire son totem. Dans le no man’s land de l’ailleurs, sur la terre de nulle part, la salle de bain de Claude lévite au pays de l’esclavage généreux.
La blancheur du carrelage, le tranchant du chrome, la lumière clinique se mêlent à la pâleur du corps écorché. La salle de bain travestie en salle d’opération plonge l’âme de Claude dans le liquide amniotique de sa baignoire.
Le regard du spectateur hésite entre méditation et torture.
Le bien révèle le mal, le mal révèle le bien.
Claude est un dieu tombé qui se souviendrait du ciel.
Claude est un enfant qui batifole dans l’eau de sa mémoire.
Claude joue au sexe comme un gamin joue aux billes.
Il y a trente ans qu’il voyage dans ses veines, trente ans qu’une aiguille d’argent injecte des anges de l’enfer et des démons du paradis dans la fragilité de son corps presque transparent. Il poursuit un éternel monologue de mots délicats qui effleurent à peine ses lèvres pour ne pas les briser.
Claude peut s’ébrécher.
Dans les veines de Claude coulent de petites fêlures.
Claude à la peau cristalline.
Et pourtant, il peut se croire debout au coin d’une rue sombre, sans attendre personne, et c’est ainsi qu’il faut imaginer sa puissance.»
Thierry Luterbacher, 09.2006